Crossplay in Videospielen
von Milos Kiefer
In der Welt der Videospiele vollzieht sich derzeit eine stille Revolution: Crossplay. Während Spieler und Spielerinnen früher auf bestimmte Plattformen angewiesen waren, ermöglicht Crossplay heute das gemeinsame Spielen eines Spiels über verschiedene Systeme hinweg – von PlayStation, Xbox und PC bis hin zu Smartphones. Was bedeutet diese Entwicklung für die Gaming-Community? Welche Chancen und Herausforderungen bringt sie mit sich?
Wie Crossplay Grenzen überschreitet und Gamer/-innen verbindet
Ein wesentlicher Vorteil von Crossplay ist die Erweiterung der Spielerbasis. Spiele wie Fortnite, Minecraft oder Call of Duty: Warzone profitieren sehr davon, dass Freunde nicht mehr zwingend auf der gleichen Plattform spielen müssen, um zusammen zu spielen. Das stärkt nicht nur den sozialen Aspekt des Gamings, sondern verlängert auch die Lebensdauer vieler Spiele, da sich die Community nicht mehr aufteilen muss. Ein weiterer Pluspunkt von Crossplay ist die Flexibilität. Spieler/-innen können ihre bevorzugte Plattform wählen, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, ob ihre Freunde dasselbe System besitzen. Gerade in Zeiten steigender Konsolenpreise stellt das einen erheblichen Vorteil dar.
Erfolgreiche Crossplay-Spiele
Einige Spiele haben sich als Vorreiter in Sachen Crossplay etabliert. Fortnite von Epic Games war eines der ersten Spiele, das plattformübergreifendes Spielen in großem Maßstab ermöglichte. Minecraft ging noch einen Schritt weiter und vernetzte Spieler von PC, Konsole und mobilen Geräten in einer gemeinsamen Welt. Auch Call of Duty: Warzone setzt erfolgreich auf Crossplay und bietet Spieler/-innen sogar die Möglichkeit, diese Funktion gezielt ein- oder auszuschalten, um faire Wettkämpfe zu gewährleisten.
Herausforderungen und Kritikpunkte
Trotz der zahlreichen Vorteile gibt es auch einige Herausforderungen. Eine der größten ist das Balancing zwischen den verschiedenen Plattformen. Besonders die unterschiedlichen Eingabemethoden werfen oft die Frage auf, was als fair gilt. In Shooter-Spielen, die Crossplay unterstützen, wie Fortnite, Apex Legends oder Call of Duty, ist es für Konsolen-Nutzer/-innen oft schwieriger, mit einem Joystick zu zielen. Mit dem Controller können sie nur einen Finger nutzen, um das Fadenkreuz auf den Gegner zu bewegen. PC-Spieler/-innen, die Maus und Tastatur verwenden, haben hingegen den Vorteil, mit ihrem gesamten Arm präziser und schneller zu agieren.
Es gibt aber auch Crossplay-Spiele, die bevorzugt mit dem Controller gespielt werden. Ein Beispiel hierfür ist Rocket League, ein Spiel, in dem Spieler/-innen ein Fahrzeug steuern, um einen Ball ins Tor des gegnerischen Teams zu schießen. Auch Brawlhalla, ein 2D-PvP-Platformer, wird häufig mit dem Controller gespielt. Die Controllersteuerung in bestimmten Videospielen ist so beliebt, weil viele Spieler/-innen die Eingabe sowie die Ausführung spielspezifischer Aktionen als angenehmer oder intuitiver empfinden.
Ein weiteres Problem stellt die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Plattformen dar. Insbesondere bei Konsolen wie der Nintendo Switch stößt man in leistungshungrigen Spielen schnell an die Grenzen des Geräts. Bei PCs hingegen ist die Leistungsfähigkeit sehr unterschiedlich, je nach Konfiguration aber oft deutlich besser als bei Konsolen. Dies kann zu erheblichen Vor- und Nachteilen in Bezug auf flüssiges Gameplay und Latenz führen.
Lösungsansätze für die Crossplay-Probleme
Viele der genannten Crossplay-Spiele werden oft im kompetitiven Bereich gespielt, sei es in normalen Ranglistenspielen oder bei E-Sports-Turnieren. In solchen Umfeldern ist es besonders wichtig, dass der Wettbewerb auf fairen Grundlagen basiert, damit die Spieler/-innen aufgrund ihrer Fähigkeiten und nicht aufgrund technischer Vorteile gewinnen. Um diese Ungleichgewichte auszugleichen, haben sich Entwickler/-innen verschiedene Maßnahmen überlegt:
- Eine gängige Lösung ist der sogenannte Aim-Assist, ein Ziel-Assistent, der den Nachteil von Controller-Nutzer/-innen beim Zielen ausgleichen soll. Er hilft, das Fadenkreuz leicht in Richtung der gegnerischen Figur zu bewegen, ähnlich wie ein Magnet. Diese Mechanik wird jedoch häufig kritisiert, da sie das Zielen weniger von den Fähigkeiten des Spielenden abhängig macht und somit als unfair gegenüber Nutzer/-innen von Maus, Tastatur oder Touch-Methoden empfunden werden kann.
- Eine weitere Möglichkeit, das Crossplay für Ranglistenspiele fairer zu gestalten, besteht darin, es einzuschränken oder ganz zu deaktivieren. In Apex Legends beispielsweise werden Spieler/-innen auf verschiedenen Plattformen im Ranglistenmodus getrennt, solange sie nicht gemeinsam ein Spiel suchen. In Overwatch 2 hingegen wird Crossplay nicht deaktiviert, aber im PC-zu-Konsolen-Crossplay wird der Aim-Assist vollständig entfernt, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten.
- Zusätzlich können plattformspezifische Ligen, Turniere und Events eingeführt werden, um die Probleme beim kompetitiven Spielen zu umgehen. Ein Beispiel hierfür sind die PlayStation Tournaments, offizielle Wettbewerbe von Sony, bei denen Spieler/-innen in verschiedenen Spielen gegeneinander antreten können. Diese Turniere bieten sowohl Casual- als auch kompetitive Events, bei denen es Preise wie Geldgewinne oder In-Game-Belohnungen zu gewinnen gibt.
Die Zukunft von Crossplay
Es ist anzunehmen, dass Crossplay in Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird. Mit der zunehmenden Vernetzung und den fortschreitenden Entwicklungen im Bereich Cloud-Gaming könnte plattformübergreifendes Spielen bald zum Standard werden. Auch große Publisher wie Microsoft und Ubisoft setzen verstärkt auf Crossplay-Features, was darauf hindeutet, dass sich dieser Trend weiter verstärken wird.
Crossplay ist eine spannende Entwicklung im modernen Gaming. Es ermöglicht Freund/-innen, unabhängig von ihrer Plattform zusammenzuspielen, trägt dazu bei, Multiplayer-Spiele länger am Leben zu erhalten und bietet Spieler/-innen eine neue Flexibilität. Dennoch bleiben Herausforderungen, insbesondere hinsichtlich der Fairness und der technischen Unterschiede zwischen den Plattformen, bestehen. Mit den richtigen Anpassungen und Maßnahmen könnte Crossplay jedoch die Zukunft des Gamings maßgeblich prägen und dazu beitragen, die Grenzen zwischen den Plattformen endgültig aufzuheben.
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